“Bioweinbau und viel Regen im Sommer, das ist kein harmonisches Duett, sondern vielmehr eine fiese Disharmonie.”
Bei uns in Friesenheim hat es zuletzt viel geregnet, aber es gab keine Überschwemmungen oder ähnliches. Trotzdem zeigt sich: Bioweinbau und viel Regen im Sommer, das ist kein harmonisches Duett, sondern vielmehr eine fiese Disharmonie. Wir wollen das für Nichtwinzer ein wenig erklären.
Wie bei allen anderen Früchten auch braucht es für gesunde und aromatische Weinreben genau den richtigen Mix aus Sonne und einer ausgewogenen Menge an Wasser. Während die Sommer in den letzten Jahren von ungewöhnlich hohen Temperaturen schon ab April und von langanhaltender Dürre geprägt waren erleben wir dieses Jahr das andere Extrem. : “Wann wirds mal wieder richtig Sommer” ist der Soundtrack den ich seit Wochen im Ohr habe - angesichts von deutlich milderen Temperaturen und langen Nebel- und Regenphasen (im Juni und Juli!), die einen fast schon an einen (kalten und ekligen) Herbst erinnern.
Die Herausforderung: Peronospora
Während die Weinberge die Dürrephasen der letzten Sommer erstaunlich gut überstanden und sogar trotzdem außergewöhnlich gute Trauben hervorgebracht haben, stellt uns der anhaltende und starke Regen in diesem Jahr vor eine große Herausforderung. Das kühle und nasse Wetter bietet die optimalen Bedingungen für Peronospora (auch Pero oder falscher Mehltau genannt), eine Pilzkrankheit, die Blatt und Traube befällt und dazu führt, dass diese lederartig austrocknen. Im Umkehrschluss heißt das: Ertragsausfall bei Befall.
Es gilt: Prävention statt Pestizide
Nun betreiben natürlich auch Biowinzer Pflanzenschutz. Zwar ganz anders als das Nicht-Biowinzer machen, aber betreiben müssen wir ihn alle (denn die Alternative ist Ernteausfall und das will wirklich niemand). Im Biolandbau gilt für solche Fälle: Prävention statt Pestizide. Das bedeutet, wir dürfen nur solche Mittel ausbringen, die von außen auf der Blatthaut und den mittlerweile fast erbsengroßen Träubchen wirken. Kein Problem, solange nur hin und wieder ein einzelnes Gewitter angekündigt wird. Regnet es aber so wie momentan beständig große Mengen, sodass es im Weinberg permanent nass ist, bleiben diese Mittel nicht lange genug auf Blättern und Trauben und es geht nur noch um Schadensbegrenzung. Daher nutzen wir gerade jede verfügbare trockene Phase aus um zumindest in den besonders stark betroffenen Weinbergen die Reben vor dem ungern gesehen Pilz und seinen Folgen zu schützen.
Das Bild Unten zeigt, wie das dann in der Realität aussieht: Der weiße Film auf den Blättern kommt von dem ausgebrachten Pflanzenschutz. Vorne sieht man gesunde, erbsengroße Trauben, hinten solche, die mit Peronospora infiziert sind. Sie verfärben sich und schrumpeln in sich zusammen. Peronospora ist ansteckend, wird also nichts unternommen befällt der Pilz alle Trauben. Je nach schwere der Infektion kommt es dann zu beträchtlichen Ernteausfällen.